Ein Zuhause für Senioren und Menschen mit Behinderungen

Magdeburger Volksstimme: Lebenshilfe erhält Preis für ihren Neubau im Dreieck von Leipziger und Halberstädter Straße

Wenn Heike Woost, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Magdeburg, von der Leipziger Straße 1a und 1b spricht, dann ist ihre Freude spürbar. Denn sie weiß, wie sich die Bewohner der beiden Häuser über den Neubau gefreut haben. „Bevor wir einziehen konnten, gab es immer wieder Touren zur Baustelle.“ Dabei war die Investition ein Wagnis: Lassen sich Fördermittelgeber und Sponsoren davon überzeugen, den Menschen mit Behinderung ein wenig mehr Platz zuzugestehen, als dies vor vielen Jahren in Vorschriften festgeschrieben wurde? Dürfen sie auch einen Balkon bekommen? Mit beharrlichen Verhandlungen konnte sich die Lebenshilfe durchsetzen. Und das, wie der stellvertretende Vorsitzende Winfried Schubert bestätigt, mit überschaubaren Mehrkosten gegenüber den ursprünglichen Planungen. Grund mag gewesen sein, dass mit Ulrich Kirchner ein erfahrener Architekt an der Seite der Lebenshilfe war: „Seit mehr als zwanzig Jahren plant unser Büro schon derartige Einrichtungen – wir haben also schon Erfahrung sammeln dürfen mit immer neuen Vorgaben und Standards, mit den Zwängen von Fördermitteln und dergleichen“, sagt er. Trotz der Schwere solcher planerischen Aufgaben wirken die beiden Neubauten leicht, geradezu beschwingt. Einen wichtigen Anteil hat daran auch Ilona Gloyna, die sich in die Innengestaltung eingebracht hat. In dieser sind auch die Wünsche der Bewohner wiederzuerkennen. „Doch gemeinsam mit Frau Woost habe ich einige Baumärkte besucht, um die richtigen Tapeten zu finden“, berichtet die Architektin von dem in Haldensleben ansässigen Architekturbüro. Die Jury für das „Bauwerk des Jahres 2019“ sieht in den beiden einzeln stehenden Neubauten eine Lösung für die städtebaulichen Herausforderungen an dieser Stelle, die zum einen exponiert ist, die zum anderen wegen des Aufeinandertreffens zweier Hauptstraßen – der Halberstädter und der Leipziger Straße – alles andere als einfach ist. Gelungen sei dies „mit hoher architektonischer Qualität der fünfgeschossigen Baukörper“. Funktionale Inhalte würden klar sichtbar nach außen transportiert und gliedern spannungsvoll die Fassaden mit klaren Strukturen und Materialien. Dabei bilde die Architektur auch nur einen Rahmen und eine Basis. Die entscheidende Qualität bestehe vielmehr in der Funktionalität und Nutzung der beiden Gebäude mit besonderen und vielfältigen inklusiv orientierten Wohnformen und Betreuungseinrichtungen. Im Erdgeschoss wird das Angebot komplettiert mit gesundheitsspezifischen Gewerberäumen und einer Cafeteria als Ort der Begegnung für Mieter und Gäste, die erst noch eröff net werden muss. „Das Vorhaben überzeugt nicht nur städtebaulich durch Architekturqualität und Nutzungsvielfalt. Es markiert, eingebunden in eine sensible Außenanlagengestaltung, einen neuen Ort mit besonderer Bedeutung für das städtische Quartier“, heißt es seitens der Jury.